Kapital-Lebensversicherungen
Schlechte Auszahlungswerte für die KundInnen!


Der Fall des Herrn G. ist ein Paradebeispiel: vor 8 Jahren hatte er nach einem Verkaufsgespräch eine Lebensversicherung mit einer Laufzeit von 25 Jahren unterzeichnet. In der Zwischenzeit hat er sich entschlossen, eine Wohnung zu kaufen, und wollte die Lebensversicherung vorzeitig auflösen, um so das Geld für den Wohnungskauf verwenden zu können. Beim Verkaufsgespräch war ihm in etwa gesagt worden, dass „bereits nach 5 Jahren ein Gewinn“ wahrscheinlich sei. Zuversichtlich bat Herr G. seine Versicherungsgesellschaft, ihm mitzuteilen, welchen Betrag sie ihm auszahlen würde. Die Antwort der Gesellschaft kam einem kalten Guss gleich: Herr G. hatte in den letzten 8 Jahren 12.250 Euro eingezahlt, und der auszuzahlende Betrag (im Fachjargon Rückkaufwert) belief sich auf 7.745 Euro. Also 4.505 Euro oder 37% Verlust – von den Verlusten durch die Inflation gar nicht zu sprechen: diese betrug im Zeitraum Juni 2002 bis Juni 2010 stolze 18,5%. Und der Fall des Herrn G. ist beileibe kein Einzelfall.

Tag für Tag wenden sich KonsumentInnen an die Verbraucherzentrale, um Rat in Sachen Lebensversicherung zu suchen. Kapital-Lebensversicherungen sind Verträge, bei denen einmal oder mehrmals im Jahr eine bestimmte Summe einbezahlt wird und am Ende der Vertragslaufzeit (z.B. nach 10, 20, 30 oder mehr Jahren) ein bestimmtes Kapital ausbezahlt wird. Die Kapital-Lebensversicherung kombiniert die Vermögensbildung mit der Absicherung der Familie für den Todesfall: Konsumentenschützer raten, diese beiden Ziele mit getrennten Produkten anzupeilen.

Unter den Ratsuchenden sind immer mehr KonsumentInnen, die aufgrund veränderter Lebenssituationen ihre Kapital-Lebensversicherung vorzeitig auflösen möchten. Die vorzeitige Auflösung einer Lebensversicherung ist – je nach Vertrag nach einer bestimmten Anzahl von Jahren - durchaus möglich, nur sind die ausgezahlten Summen für die VerbraucherInnen regelmäßig eine wahre Enttäuschung. Das Problem an diesen Lebensversicherungen sind meist die sehr hohen Kosten, sowie die viel zu langen Laufzeiten, für die sich die KonsumentInnen binden.

Die Verbraucherschützer raten seit Jahren von solchen langfristigen, teuren Verträgen ab. Denn Herr und Frau Südtiroler zahlen nicht wenig in dieser Versicherungsparte: im Jahr 2008 betrug das Prämienaufkommen für die Sparte der Lebensversicherungen in Südtirol 256 Mio. Euro (das sind pro Familie knapp 1.260 Euro, 45% der gesamten Ausgaben für Versicherungen, die 2.800 Euro pro Familie ausmachen). Dass viele solcher kapitalbildender Lebensversicherungen abgeschlossen werden, wird verständlich, wenn man die Berichte der VerbraucherInnen über die Verkaufsgespräche hört: über das Versicherungsprodukt werden wenig oder nur sehr lückenhafte Informationen gegeben. Die Kosten kommen fast gar nie zur Sprache, und zu den langen Laufzeiten heißt es meist nur „nach fünf Jahren wirst du sehen hast du schon einen Gewinn zu verzeichnen“. Die konkreten Beispiele aus der Fallbearbeitung der VZS und die Vertragsbedingungen zeichnen aber ein gegenteiliges Bild; leider werden die Bedingungen jedoch viel zu selten durchgelesen.

Wer einen solchen Versicherungsvertrag unterzeichnet hat, und sich nach der Unterschrift nicht mehr sicher ist, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, kann innerhalb von 30 Tagen ab Unterzeichnung des Antrag oder des Vertrages schriftlich per Einschreiben mit Rückantwort zurücktreten.

Die Verbraucherzentrale rät deshalb zu großer Vorsicht. Zuerst sollten solche Versicherungsverträge unterzeichnet werden, die den primären Versicherungsbedarf einer Person decken. Ein regelmäßiger Versicherungs-Check ist hilfreich. Kapital-Lebensversicherungen gehören sicher nicht zu den wichtigen Verträgen. Wer dennoch zu solchen Lebensversicherungen greifen möchte sollte die Kosten sehr genau unter die Lupe nehmen, und sich die Frage stellen, zu welchem Zeitpunkt das Kapital wieder benötigt wird um somit hohe Verluste durch vorzeitige Auflösung zu vermeiden. Auch sollte überlegt werden, ob nicht ein anderes Anlageprodukt (wie z.B. inflationsgeschützte Staatspapiere) den eigenen Bedürfnissen besser entsprechen könnte.


Medien-Information, 30.07.2010