Bozen: Aktion „Stabile Preise“ 2005 - Was hat sich in diesen 5 Jahren getan?


Erhebung und Vergleich von 28 Produkten in 4 Verkaufsstellen in Bozen zeigt: Preiserhöhungen von bis zu 100% bei einer Inflation von 12,4%

Im Jahr 2005 hatte die Bozner Stadtverwaltung unter der Leitung des Bürgermeisters Salghetti die Aktion „Stabile Preise“ aus der Taufe gehoben: in verschiedenen Verkaufsstellen der Landeshauptstadt wurde der Preis von 28 häufig gekauften Lebensmitteln „eingefroren“. Ziel dieser Aktion war es einerseits, die Brieftaschen der Bozner BürgerInnen zu entlasten, und andererseits eine Vor-Ort-Kontrolle über die Kostendynamik der Produkte des täglichen Bedarfs zu haben. Im selben Jahr übernahm ein neuer Bürgermeister das Amt, und die neue Stadtverwaltung hat die Initiative nicht mehr erneuert.

Heute, fünf Jahre nach Ende der Initiative, hat die VZS eine Kontroll-Erhebung der 28 Produkte durchgeführt. In der Woche vom 20. bis zum 24. September 2010 wurden deren Preise in 4 Supermärkten erhoben.

Ein Rekord in Sachen Preiserhöhung wurde bei zwei der wichtigsten Produkte – Nudeln und passierte Tomaten - der ursprünglichen Aktion festgestellt. Der Durchschnitt der Preise in den 4 Verkaufsstellen liegt bei den Nudeln bei +103% gegenüber dem „eingefrorenen“ Preis von 2005. Ähnliches gilt für die passierten Tomaten, wo eine Preissteigerung von +96,15% erhoben wurde. Nicht weit abgeschlagen folgen Reis (parboiled), Thunfisch, Butter, Sonnenblumenkernöl und Weizenmehl des Typs 00, mit Erhöhungen zwischen 89% und 50%. Ein gegenteiliger Trend wurde bei folgenden Produkten festgestellt: Parmesan-Käse, Zucker und Fruchtsaft im Karton, die Preissenkungen zwischen 16,86% und 7,64% erfuhren.

Diese Zahlen allein liefern jedoch kein genaues Bild der Lage; man muss die Preisveränderungen mit der Inflationsrate dieses Zeitraums in Verhältnis setzen. Und das Ergebnis ist nicht gerade eine gute Nachricht. Im Zeitraum zwischen Juni 2005 und August 2010 liegt die Inflationsrate für Bozen bei 12,4% (Quelle: ASTAT). Ein Blick auf die Preiserhebungstabelle der VZS zeigt, dass nur 6 Produkte diese Schwelle nicht überschritten haben: neben Parmesan-Käse, Fruchtsaft und Zucker (die billiger wurden) nur ungarische Salami, Eier und Streichkäse der Marke Philadelphia. Die Preise aller anderen Produkte sind um mehr als die offizielle Inflationsrate angestiegen.

„Diese allgemeine Preiserhöhung über der Inflationsrate zeigt deutlich, dass die Schließung der Preisbeobachtungsstelle, die bis Juni 2005 über die Preiserhöhungen der Produkte wachte, eine Fehlentscheidung war“, kommentieren VZS-Vorsitzender Maurizio Albrigo und Geschäftsführer Walther Andreaus. „Unserer Meinung nach muss die Beobachtungsstelle wieder aktiviert werden, und man muss ihren Mitgliedern effizientes Arbeiten ermöglichen. Auch müssen die damals eingeführten Maßnahmen zur Eindämmung der Inflation wieder eingeführt werden, einschließlich der 3 Obst- und Gemüse-Sorten mit garantiertem Preis.“

Bleibt noch anzumerken, dass der Spitzenreiter in Sachen Teuerung, nämlich die Pasta, eines jener Produkte ist, dass die höchste Teuerung entlang der Produktions- und Lieferkette verzeichnet: +490,30% (Quelle: Coldiretti). In diesem Zusammenhang hat sich im Februar 2009 die Antitrust-Behörde aktiviert, und über Produktionsfirmen und Interessensverbände des Sektors eine Strafe von insgesamt 12 Millionen Euro wegen illegaler Preisabsprachen verhängt.

„Umso weniger ist die Untätigkeit der Gemeindeverwaltung entschuldbar. Daher die Aufforderung an den Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Fachverbände, sich an einem Tisch zu versammeln und Klarheit über das Problem der Teuerung zu schaffen. Und zwar nicht nur im Lebensmittelsektor“, so Albrigo und Andreaus abschließend.


Die Tabelle mit den genauen Daten der Preiserhebung (im PDF-Format).


Medien-Information
Bz, 12.10.2010