Kritisches Konsumverhalten... na, und?


Die Rolle der Preise

Auf einem theoretisch transparenten Markt wäre der Preis imstande, alle Komponenten eines Produktes korrekt auszudrücken: den tatsächlichen Wert der Rohstoffe, deren Qualität sowie die Folgen der Produktion auf die Umwelt und auf soziale Zusammenhänge, die Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher, die vielfältigen Folgen, welche durch die Entsorgung entstehen usw. Die Realität schaut freilich etwas anders aus: so trägt der Produzent nur einen Bruchteil der damit verbundenen Kosten, der Großteil wird von der gesamten Gesellschaft getragen (z.B. die Kosten durch Umweltverschmutzung, tödliche Unfälle, welche durch LKWs und Flugzeuge verursacht werden, die Ausbeutung von Kindern in Produktionsstätten der sog. dritten Welt usw.). Man spricht hier von EXTERNEN KOSTEN, einer Kategorie, welche für die Produzenten irrelevant ist. Warum sollten sie sich auch darum kümmern, würden diese doch für die Produzenten nur zusätzliche Kostenfaktoren darstellen?

Passieren kann uns aufgrund des selben Mechanismus auch, dass wir ZUVIEL für Produkte minderer Qualität zahlen, wenn z.B. deren Preis durch Werbung oder sonstige Marketingstrategien künstlich aufgebläht wird; oder aber, dass wir anscheinend für Produkte einen Spottpreis zahlen, welche letzten Endes aber noch weniger wert sind.

Preisliste World Market

(wenn auch die „versteckten“ Preiskomponenten berücksichtigt werden würden)

Flug Seychelles € 21.700,00
Bananen, kg € 29,50
Kaffee multinational, kg € 50,00
Hamburger Rind € 160,00
T-shirt, chlorgebleicht € 213,00
Garnelen, 100 g € 37,20
Footingschuhe, Korea € 330,00

Was wissen WIR eigentlich darüber?


Informationen zu solchen Marktmechanismen sind oft nur schwer zugänglich, zumal die Firmen in ihrer Werbung naturgemäß die besten Eigenschaften und sicherlich nicht die fragwürdigen Aspekte in den Vordergrund stellen.

Welche MÖGLICHKEITEN für einen bewussten Einkauf gibt es überhaupt?

Es ist selbstverständlich, dass die Produzenten das Verbraucherverhalten studieren, um Vorlieben und Erwartungen zu erforschen, und folglich um die Kaufentscheidungen der Konsumenten durch gezielte Werbe- oder Verpackungsmaßnahmen zu beeinflussen. Weniger verbreitet scheint hingegen die Erkenntnis, dass auch die Verbraucher das Verhalten der Anbieter unter die Lupe nehmen können, um eine Übereinstimmung der eigenen Werte und Erwartungen in der praktizierten Betriebspolitik der Firmen zu suchen. Sicher ein manchmal mühseliges, aber keineswegs unmögliches Unterfangen, welches mit der Möglichkeit sich frei entscheiden zu können, belohnt wird. Unsere täglichen kleinen Kaufentscheidungen könnten damit dazu beitragen, die Welt zu verändern.

In Europa gibt es verschiedene Initiativen von kritischen Verbrauchern, welche seit Jahren die Anbieterseite begutachten (z. B. Kapitalbeteiligungen).

Jeder kann diese Informationen bei Einkäufen nutzen und Geschäftsleute, Handwerker, Supermarktleiter usw. durch gezielte Fragen damit konfrontieren. Kleine Firmen werden darauf am sensibelsten reagieren, weil sie auf den einzelnen Abnehmer angewiesen sind. Jedoch auch bei größeren Firmen sowie multinationalen Konzernen kann dies durchaus Wirkung zeigen, wenn diese um ihre Marktanteile fürchten: allein ein Umsatzrückgang von 1% lässt bei den multinationalen Konzernen die Alarmglocken läuten!


Mögliche Kriterien für Kaufentscheidungen

  • Umwelt und Gesundheit
  • Arbeiter- und Kinderrechte
  • Transparenz
  • Machtpositionen
  • Waffen und Militär
  • Totalitäre Regimes
  • Tierschutz
  • Etiketten und Werbung

Infoblatt: CC01
Stand: 09/2009