Palmöl – schlecht für Umwelt und Gesundheit?


Palmöl, das Lieblingsfett der Lebensmittelindustrie, steht schon seit längerem in der Kritik. Vor kurzem haben sich die gesundheitlichen Bedenken gegenüber Palmöl erhärtet. Die Verbraucherzentrale Südtirol hat einige Produktkategorien stichprobenartig auf die Verwendung von Palmöl hin untersucht.

Palmöl wird aus den Früchten, Palmkernöl aus den Samen der Ölpalme gewonnen. Diese wird in den Tropenregionen angebaut, für die Errichtung von Ölpalmplantagen werden ursprüngliche Regenwälder gerodet. Neben der Zerstörung der Umwelt und der Artenvielfalt sowie der Vertreibung der indigenen Bevölkerung trägt der kommerzielle Anbau von Ölpalmen damit auch in großem Stil zum Klimawandel bei.

Billig und cremig ...

Palmöl ist billig in der Herstellung und kann vielseitig verarbeitet werden. Es verleiht Produkten eine streichfeste, cremige Konsistenz, da es zu über 50% aus gesättigten Fettsäuren besteht und bei Zimmertemperatur fest ist – im Unterschied zu vielen anderen pflanzlichen Fetten, welche eine flüssige Konsistenz aufweisen und daher für die Verarbeitung gehärtet oder teilgehärtet werden.
Die Liste der Waren, welche Palmöl enthalten, ist lang: Streichschokolade, Margarine, Kekse, Chips, Suppen, Soßen, Fertiggerichte... Palmöl und Palmkernöl sind darüber hinaus in zahlreichen Kosmetikprodukten wie Lippenstift, Hautcreme und Körperlotion enthalten. In Italien werden durchschnittlich 12 Gramm Palmöl pro Kopf und Tag aufgenommen.

… und gesundheitsschädlich?

Neuen Erkenntnissen der EFSA, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, zufolge enthält Palmöl – verglichen mit anderen Fetten – besonders hohe Mengen an den toxischen Substanzen GE (Glycidyl-Fettsäureester), 3-MCPD (3-Monochlorpropandiol) und 2-MCPD (2-Monochlorpropandiol). Diese werden bei der Raffination von Pflanzenölen bei hohen Temperaturen (ca. 200°C) gebildet. Die Risikoabschätzung ist für alle drei Substanzen schwierig, weil derzeit nicht genug Informationen über ihre Schädlichkeit für den Körper vorliegen.
GE werden nach der Aufnahme im Körper in Glycidol umgewandelt, welches krebserregend ist und das Erbgut schädigt. 3-MCPD hat in Tierversuchen zu Organschäden geführt. Die Aufnahme dieser beiden toxischen Substanzen wird besonders für Säuglinge, welche ausschließlich Säuglingsnahrung erhalten, und für Kinder und Jugendliche – bereits bei durchschnittlichen Verzehrmengen – als gesundheitlich bedenklich eingestuft.

Palmöl in Keksen, Crackern, Grissini und Knuspermüsli

Die Verbraucherzentrale Südtirol hat eine stichprobenartige Erhebung in den Produktkategorien Kekse, Cracker, Grissini und Knuspermüsli durchgeführt. Dabei wurden die Zutatenlisten von 40 Produkten aus einem Supermarktsortiment unter die Lupe genommen. In insgesamt 31 dieser Produkte ist Palmöl bzw. Palmkernfett enthalten, das enstpricht einem Prozentanteil von über 77,5%. Auf keinem einzigen dieser Produkte findet sich ein Hinweis auf zertifiziertes Palmöl. Somit ist davon auszugehen, dass das verwendete Palmöl aus konventionellen, nicht nachhaltigen Monokulturen stammt. Auf vielen der Produkte, welche Palmöl enthalten, findet sich der Hinweis, dass das Produkt frei von gehärteten Fetten („senza grassi idrogenati“) ist. Neun der untersuchten Produkte (22,5%) kommen ohne Palmöl aus. An dessen Stelle werden – je nach Produktkategorie – in erster Linie Sonnenblumenöl, aber auch Olivenöl „extra vergine“, Kokosöl, Maisöl und Sojaöl verwendet. Fünf der palmölfreien Produkte loben dies mit verschiedenen Hinweisen wie „Palm oil free“, „Senza olio di palma“ oder „Con solo olio di mais“ auf der Verpackung aus. In der untersuchten Stichprobe ist Palmöl in der Kategorie Kekse in 11 von 15 Produkten, in der Kategorie Cracker in sechs von acht Produkten, in der Kategorie Grissini in sieben von acht Produkten und in der Kategorie Knuspermüsli in sieben von neun Produkten enthalten.


„Ob ein Lebensmittel Palmöl enthält, können Verbraucher und Verbraucherinnen an der Zutatenliste erkennen. Früher versteckte sich Palmöl häufig hinter der Bezeichnung „pflanzliche Fette“, doch jetzt muss es entweder namentlich als Palmöl oder Palmfett oder als „pflanzliches Fett (Ölpalme)“ angeführt werden“, erklärt Silke Raffeiner, Ernährungsfachfrau der VZS. „Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass in bestimmten Produktkategorien noch immer fast 80% der Produkte mit Palmöl hergestellt werden, dass es aber auch Alternativen dazu gibt. Somit haben Konsumenten und Konsumentinnen die Wahl.“


Medien-Information
Bozen, 14.06.2016