Eisige Unterschiede: von wegen frische Produkte und garantierte Qualität

Handwerksordnung von handwerklich hergestelltem Speiseeis in Südtirol wird oft nicht eingehalten

VZS: Regeln verschärfen und Kontrollen effizienter gestalten


Dr. Agostino Carli und seine Mitarbeiter vom Tierärztlichen Dienst des Südtiroler Sanitätsbetriebes sind der Frage nachgegangen, was so alles drin ist im Südtiroler Speiseeis. Es wurden Eisdielen kontrolliert, die sich an die Südtiroler Handwerksordnung halten müssten. Es wurde nachgeprüft, welche Zutaten, eventuelle Lebensmittelzusatzstoffe und/oder Farbstoffe von Eisherstellern verwendet werden.
Zu diesem Zwecke haben sie in 27 Eisdielen in Bozen die Zusammensetzung von vier unter den meist konsumierten Eissorten, nämlich Erdbeer-, Joghurt-, Vanille- und Schokoladeneis überprüft.

Es wurde festgestellt, dass in 108 Halbfertigprodukten insgesamt 44 Lebensmittelzusatzstoffe enthalten sind, von denen 13 Farbstoffe sind. Sechs davon sind künstliche Lebensmittelfarbstoffe.

Pasteurisierte Frischmilch alleine wird in nur 7% der Eisdielen verwendet, in 74% der Fälle wird der Frischmilch auch Milchpulver zugesetzt und in 4% wird nur Milchpulver gebraucht. Milchpulver zusammen mit UHT Milch wird in 15% der Eisdielen verwendet.
Im Rahmen der Kontrolle der Etiketten der Halbfertigprodukte wurden in 21% der Fälle gehärtete und in 45% der Fälle raffinierte Pflanzenfette gefunden.
Für das Erdbeereis verwendet die große Mehrzahl der Betriebe frische oder tiefgefrorene Erdbeeren (81%). Es gibt aber auch Hersteller, die ausschließlich Fruchtzubereitungen einsetzen (8%). Erdbeerfrüchte und Fruchtzubereitungen zusammen werden in 12% der Eisdielen beigemischt.
Bei der Herstellung von Joghurteis verwenden 38% der Eishersteller frisches Joghurt. 29% der Eisdielen verwenden Joghurt in Pulverform und in 33% der Fälle wird dieses zusammen mit frischem Joghurt der Eismischung beigemengt.
Beim Vanilleeis fiel auf, dass in 50% der Fälle ausschließlich Vanillearoma oder Vanilleextrakte und in 19 % Vanilleschoten bzw. Vanillemark zum Einsatz kommen. Hingegen verwenden 31% der Eishersteller Vanilleschoten zusammen mit Vanillearoma.
Im Schokoladeneis werden unterschiedliche Kakaoprodukte verwendet, deren Qualität nur durch eine chemische Analyse hätte beurteilt werden können. Dazu fehlten jedoch die notwendigen Ressourcen.
Es ist auffällig, dass diese Daten bemerkenswert große Unterschiede zwischen den einzelnen Eisdielen aufgezeigt haben, was die Verwendung der einzelnen Zutaten, der künstlichen Lebensmittelzusatzstoffe sowie der künstlichen Farbstoffe anbelangt.

Für den Konsumenten ist es allerdings schwierig, diese Unterschiede zu erkennen.

Es gibt ein eigenes Landesgesetz, das die Kriterien für die Bezeichnung „Eisdiele“ und „handwerklich hergestelltes Speiseeis“ festlegt. Es verbietet z.B. einer „Eisdiele mit handwerklich hergestelltem Speiseeis“ die Verwendung von künstlichen Farbstoffen. Andere, in diesem Gesetz angeführte Kriterien sind weit gefasst worden und nicht ausreichend.

Daher verlangt die Verbraucherzentrale Südtirol eine Abänderung der Kriterien und effiziente Kontrollen. Es kann nicht angehen, dass die durchaus positiven Erwartungen an das handwerklich hergestellte Eis dermaßen enttäuscht werden. Der Vorsitzende der VZS, Agostino Accarrino, und der Geschäftsführer Walther Andreaus meinen dazu: „Milchpulver statt frische Milch, Aromaextrakte statt frischer Früchte ja sogar Farbstoffe: Das Ergebnis der Erhebung ist niederschmetternd. Das qualitative Lebensmittel Eis muss geschützt werden. Die Zutatenliste ist noch genauer zu definieren: es muss so weit wie möglich auf frische Produkte zurückgegriffen werden. Zudem muss die Zutatenliste des einzelnen Betriebes genau das eigene Produkt bezeichnen. So wären auch die eventuell vorhandenen Allergene für den Konsumenten überschaubar.“


Medien-Information
Bozen, 26.06.2015