Italien im Superenalotto-Fieber: Spieler besser schützen und Spielsucht vorbeugen

Ausländische Lottoverkäufer trotz Verbotes verstärkt aktiv


Es ist mit über 153 Millionen Euro der höchste Jackpot aller Zeiten und den wollen sich viele Spieler sichern. In ganz Italien sind die Enalotto-Annahmestellen überfüllt. Lotto nährt seit Generationen die Hoffnung auf ein Leben ohne Geldsorgen, auf das Gegenteil des lebenslangen Arbeitens. Und das, obwohl die Chance, von einem Blitz getroffen zu werden, größer ist als die auf einen Millionengewinn. Für den Hauptgewinn beim Superenalotto ist vorgesehen, dass 6 Nummern auf 90 erraten werden. Die Chance einen Sechser zu tippen ist 1 zu 622.614.630. Für 3 Richtige steht die Quote laut Angaben der Lottogesellschaft immerhin bei 1 zu 326,71. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit in den Vereinigten Staaten innerhalb eines Jahres vom Blitz getroffen zu werden liegt bei 1 zu 750.000.

Glücksspiel ist ein Laster mit immer höherem Suchtpotenzial. In den Beratungsstellen der Verbraucherzentrale treten immer wieder Ratsuchende auf, die der Spielleidenschaft verfallen sind und in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Die Spielleidenschaft kann Menschen aus der Bahn werfen, finanziell ruinieren, kann Familien zerrütten. Andererseits sind gerade Lotterien eine äußerst lukrative und krisensichere Einnahmequelle für den Staat.

Das Superenalotto ist besonders irreführend. Die Einführung des so genannten roulierenden Jackpots gehört zweifellos zu den unternehmerischen Glanzleistungen der Lotto-Manager. Denn wenn niemand den Jackpot gewinnt, wird dieser, anstatt auf die kleinen Gewinner aufgeteilt zu werden, der nächsten Ziehung zugeschlagen. Die Gewinnsumme steigt dadurch wie in diesen Wochen ins Unermessliche und wird zur medialen Nachricht. Werbung, die der Lotto-Gesellschaft keinen Cent kostet.

„Die Politik ist aufgefordert, konkrete Maßnahmen zu Spielerschutz und Suchtbekämpfung zu ergreifen und außerdem auf bessere Alterskontrollen und Maßnahmen gegen die Manipulation zu setzen“, meint dazu der VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus.

Es ist höchste Zeit für mehr Transparenz am Glücksspielmarkt. Denn es ist höchst irreführend, direkt oder indirekt, den Höchstgewinn eines Glücksspiels zu bewerben ohne unmittelbar auf dem Werbeträger auch über die Wahrscheinlichkeit von Gewinn und Verlust aufzuklären.

Den Tippern wird geraten, Zahlenspielereien, Kombinationen, Muster, Statistik und Schnickschnack zu ignorieren. Denn die Wahrscheinlichkeit kann nicht beeinflusst werden. Die Chance auf einen Gewinn ist immer absolut gleich. Sinn mache es höchstens ausgefallene Zahlen zu wählen, weil dann die Zahl der Mitgewinner nicht so groß ist.

Angesichts des Lottofiebers berichten Südtiroler VerbraucherInnen über verstärkte, telefonische Aktivitäten von ausländischen Lottoverkäufern. Wahrscheinlich wollen sie auch vom wachsenden Lottokuchen etwas abbekommen. Was die Teilnahme an ausländischen Lotterien anbelangt, erinnern wir daran, dass in Italien bislang immer noch ein absolutes Verbot für den Verkauf von Losen ausländischer Lotterien gilt. Aber darauf nehmen die Lottoverkäufer keine Rücksicht.


Medien-Information
Bz, 05.10.2010