VZS warnt: Bargeldloses Bezahlen schafft gläsernen Verbraucher


Die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) sieht die im Stabilitätsgesetz vorgesehene Verpflichtung der Betriebe auch bei kleinen Beträgen bargeldlose Bezahlungen zuzulassen sehr kritisch. Wer dies ablehnt soll künftig bestraft werden. Die Risiken, dass dies der Einstieg in den Ausstieg vom Bargeld ist, sind immens, sagt dazu der VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus. Denn Bargeld ist gelebter Datenschutz: bargeldloses Zahlen hinterlässt Datenspuren, die zunehmend kommerziell genutzt und zur Erstellung eines Verbraucherprofils verwendet werden können. Die aufgezeichneten Lebensgewohnheiten könnten den Verbraucher daher „gläsern“ machen. Zu allem Überfluss müssten die Verbraucher die Zeche dafür - sprich die Entgelte der Banken für den elektronischen Zahlungsverkehr - über höhere Preise selbst bezahlen.

Sparer werden bestraft

Des weiteren schütze Bargeld vor negativen Zinsen. Denn schon seit einiger Zeit diskutieren Ökonomen, wie man sparfreudige Verbraucher durch negative Zinsen zum Konsumieren „motivieren“ könnte. Somit könnten ohne Bargeld Zentralbanken, Banken und Politik erheblichen Einfluss auf unser Alltagsleben und unsere Ersparnisse erhalten. Und dies obwohl die italienische Verfassung das Ersparte besonders schützt.
Rutschen die Zinsen zu tief ins Minus, steigt für Verbraucher und Unternehmen der Anreiz, Geld nicht mehr auf ihr Konto einzuzahlen, sondern in Geldscheinen zu horten. Das bedeutet: Bargeld begrenzt die Möglichkeiten einer Notenbank, in Krisenzeiten die Wirtschaft durch Negativzinsen - also superbilliges Geld - anzuschieben.
Mit der Abschaffung des Bargelds würde den Sparern somit diese Möglichkeit genommen, einer Entwertung ihrer Guthaben auszuweichen.

Förderung der Verschuldung und Risiken beim kontaktlosen Bezahlen

Das Turbo-Bargeldlose-Bezahlen und die ständige Verfügbarkeit des Zahlungsmittels kann bei vielen Menschen leichter zu unüberlegten Käufen und in die Verschuldung führen. Daher warnt der VZS-Geschäftsführer Walther Andreaus: „Wer bargeldlos lebt, verliert häufiger und schneller den Überblick über seine Ausgaben“.
Auch die Weiterentwicklung des bargeldlosen Bezahlens, das kontaktlose Bezahlen, birgt einige Risiken. Die Bedenken der Verbraucherschützer gelten auch hier besonders dem Datenschutz. So könnten, wie schon mehrfach passiert, diese Karten mit einfacher Technik auch kontaktlos ausgelesen werden und somit sensible Daten in falsche Hände geraten.


Medien-Information
Bozen, 11.12.2015