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Banken boykottieren Basis-Kontokorrente
Untersuchung der VZSEingabe bei der Banca d’Italia
“Die Tante soll wegen des kostenlosen Basiskontos für Rentner bei Ihrer Bank nachfragen. Wir haben bis jetzt keines gemacht und wir machen auch keines!” Das war die kurz angebundene Auskunft einer Raiffeisenkasse an unsere Mitarbeiterin, im Zuge einer Untersuchung, die wir in den letzten Wochen bei einigen Banken in Südtirol durchgeführt haben. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, zeigt die Untersuchung einen desolaten Stand der Dinge. Im letzten März wurden mit großem Nachdruck durch eine Konvention zwischen Wirtschaftsministerium, Banca d’Italia, ABI, Poste Italiane und AIIP für die Banken die Pflicht eingeführt, ein neues „Basis-Kontokorrent“ einzuführen. Nicht einmal ein Jahr später scheint das Bankensystem dieses Konto bereits vergessen zu haben. Aus der Serie: Hauptsache auf dem Papier wurde die Neuigkeit laut gefeiert, wen schert’s, was dann in der Praxis damit geschieht.
Dabei war Italien eines der ersten Länder in Europa, das ein so wichtiges Instrument eingeführt hatte, dank dessen auch die einkommensschwächeren Personen ein Kontokorrent besitzen können. Damit sollte ein wichtiger Dienst, der eigentlich sogar ein universeller sein sollte, garantiert werden. Aber leider: wenn etwas den BürgerInnen „kostenlos“ angeboten werden muss, dann spricht man lieber nicht davon, schweigt es sozusagen tot.
Wie schon beim letzten Mal, zeigte auch diese Untersuchung, die zwischen 27. Februar und 18. März stattfand, enttäuschende Ergebnisse in Sachen Angebot und Information zu den Basiskonten in Südtirol auf. Die Antworten der einzelnen besuchten Institute finden sich im Detail in beiliegender Tabelle.
Der große Vorteil für all jene, die Anrecht auf ein Basiskonto haben, ist die Möglichkeit, ein kostenloses Kontokorrent zu haben – wenn auch mit eingeschränkter Operativität. Im Zuge unserer Erhebung schienen die Schalterbeamten jedoch ihrer potentiellen Neukundin vom kostenlosen Konto abzuraten, indem einzig die Beschränkungen dieser Kontokorrentform aufgezeigt wurden. Vielmehr wurde die Möglichkeit des „Basiskontos gegen Bezahlung“ angesprochen, also jene Variante, die eine größere Vielfalt und Anzahl von Operationen erlaubt, und zwar gegen Bezahlung einer Pauschalgebühr oder der Bezahlung der einzelnen Operationen, die nicht in den Gratisbewegungen enthalten sind. Für die VerbraucherInnen, insbesondere die RentnerInnen, nicht ganz einfach nachzuvollziehen, meint man in der VZS. Das bestätigen auch die vielen Anrufe in der VZS: zahlreiche Personen wünschen klare Informationen über diese wichtige Neuerung im Banksektor.
„Laut einer Studie von 2010“ kommentiert Walther Andreaus, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Südtirol „schätzt man, dass 30 Millionen Europäische BürgerInnen über 18 Jahren über kein Kontokorrent verfügen. Auch in Südtirol können sich viele noch kein Bankkonto leisten, und manchmal zahlen jene, die eines haben, absurd hohe Kosten dafür. Kosten, die gesenkt oder komplett vermieden werden könnten. Von den 127.000 Rentnerinnen (Stand 2010) erhalten an die 85.000 eine Rente von weniger als 1.500 Euro im Monat. Wahrscheinlich erfüllen die meisten von ihnen die Voraussetzungen für die Eröffnung eines kostenlosen Basis-Kontokorrents. Das Basiskonto wurde nämlich auch für die RentnerInnen geschaffen, insbesondere für jene, deren Rente über 1.000 Euro ausmacht, und die seit Juli 2012 die Rente verpflichtend auf ein Bank- oder Post-Kontokorrent eingehen lassen müssen.“
Die VZS hat die Ergebnisse dieser Erhebung der Banca d’Italia übermittelt, damit diese die gegebenen Überprüfungen vornehmen kann.
Beiliegend die Erhebung der VZS (Tabelle im PDF-Format).
Tabellarische Übersicht der Eigenschaften der 2 Arten von Basiskonto
Basiskonto A
Kostenlos bei ISEE unter 7.500/Jahr |
Basiskonto B
Kostenlos für RentnerInnen
mit Rente bis 1.500 € netto/Monat
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Eigenschaften |
Eigenschaften |
Rendite 0% |
Rendite 0% |
Konto kann nicht überzogen werden |
Konto kann nicht überzogen werden |
man kann kein Wertpapierdepot ans Konto koppeln |
man kann kein Wertpapierdepot ans Konto koppeln |
man kann keine Schecks oder Kreditkarte ans Konto koppeln |
man kann keine Schecks oder Kreditkarte ans Konto koppeln |
1 kostenlose Bankomatkarte (Ausstellung, Erneuerung und Ersatz) |
1 Bankomatkarte inklusiv (Ausstellung, Erneuerung und Ersatz) |
Gratisbewegungen |
Gratisbewegungen |
6 Anfragen um Aufstellung der Bewegungen |
6 Anfragen um Aufstellung der Bewegungen |
6 Barbehebungen am Schalter |
12 Barbehebungen am Schalter |
unbegrenzte Bankomatbehebungen bei derselben Bank oder Banken derselben Gruppe |
unbegrenzte Bankomatbehebungen bei derselben Bank oder Banken derselben Gruppe |
12 Bankomatbehebungen bei Bankomatschaltern anderer Banken |
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unbegrenzte Abbuchungsaufträge (national oder Sepa) |
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36 kostenlose Gutschriften von Gehalt/Rente oder anderer Zahlungen durch Überweisung (national oder Sepa) |
unbegrenzte kostenlose Gutschriften der Rente oder anderer Zahlungen durch Überweisung (national oder Sepa) |
12 wiederkehrende Zahlungen (national oder Sepa) vom Konto |
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6 Überweisungen (national oder Sepa) vom Konto |
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12 Einlagen von Bargeld oder Schecks |
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1 Transparenzmitteilung (inklusive Postspesen) |
1 Transparenzmitteilung (inklusive Postspesen) |
4 Kontoauszüge und zusammenfassende Mitteilungen (inklusive Postspesen) |
4 Kontoauszüge und zusammenfassende Mitteilungen (inklusive Postspesen) |
unbegrenzte Zahlungen mit Bankomat-Karte |
unbegrenzte Zahlungen mit Bankomat-Karte |
keine Stempelsteuer (€ 34,20/Jahr) |
keine Stempelsteuer (€ 34,20/Jahr), wenn die mittlere Einlage unter 5.000 Euro ist |
Sepa (Single Euro Payments Area) = einheitlicher Euro- Zahlungsverkehrsraum
Medien-Information
Bz, 17.04.2013
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Neuauflage 2010 des Leitfadens für VerbraucherInnen vorgeste ...
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